Dünenwanderung


Die Expedition

Wandern auf der Wanderdüne

 

Hochklettern, kurz umgucken und wieder runter? So sieht wohl das Programm vieler Touristen aus, die zur Dune du Pilat kommen. Wer jedoch mehr Zeit mitbringt, kann diese gewaltige Düne genauer erforschen und den Ausflug für sich und die ganze Familie zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Vor allem dann, wenn das Wetter mitspielt und die Sicht gut ist, wird man diesen Tag nicht so schnell vergessen. 

 

Machen Sie es wie die Düne - wandern Sie! Diese Idee, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sooo spannend klingt, wird Sie begeistern, wenn Sie oben auf dem Dünenkamm stehen. Wie lange dauert solch eine Wanderung? Schwer zu sagen, denn das hängt davon ab, wie schnell man geht und wie oft man sich zwischendurch ausruht. Man sollte aber mindestens drei Stunden einplanen, wenn man die 2,9 km lange und 616 m breite (Zahlen von 2017) Düne ganz "abwandern" will. Die Strecke ist ca. 6,5 km lang, wobei die Wanderung natürlich nach Lust und Laune abgekürzt beziehungsweise umgestaltet werden kann, da die Düne vollkommen frei begehbar ist und es keine abgesteckten Wege gibt.

 

Wer mit dem Auto anreist, kann sein Fahrzeug zunächst auf dem großen - allerdings kostenpflichtigen - Hauptparkplatz direkt am Kreisverkehr abstellen. Hier gibt es 950 Stellplätze sowie Parkmöglichkeiten für Wohnmobile und Reisebusse. Direkt vor der Einfahrt befindet sich auch die Bushaltestelle "Dune du Pilat", so dass auch Rucksacktouristen ihre Expedition von hier aus starten können. Näheres zur Anreise erfahren Sie hier.

 

Nach dem Überqueren des direkt im Wald gelegenen Parkplatzes gelangt man zu mehreren Holzhütten, in denen sich Souvenirläden, Eisstände, Imbisse und Restaurants befinden. Vorhanden sind ebenfalls öffentliche Toiletten (die einzigen weit und breit!) sowie einige interessante Schautafeln, auf denen die wichtigsten Informationen über die Dune du Pilat vermittelt werden (allerdings nur auf englisch und französisch).

 

1. Aufstieg

 

Auf geht's! Wer dem Weg weiter folgt, gelangt nach ca. 150 Metern zur "berühmten" - sehr robusten - Kunststofftreppe, die während der Saison (Anfang April bis Mitte November) aufgebaut ist und den Aufstieg mit ihren 160 Stufen erheblich erleichtert (in manchen Jahren gibt es je nach Höhe der Düne an dieser Stelle "nur" 150 Stufen!). Wer gut zu Fuß ist, kann die Düne auch direkt im Sand erklimmen, was natürlich deutlich anstrengender ist - aber mehr Spaß macht!

 

2. Aussicht genießen

 

Wer oben angekommen ist, folgt dem Besucherstrom nach links in Richtung Süden, bis nach ca. 100 Metern der erste "Höhepunkt" erreicht ist. Von hier aus hat man bereits einen herrlichen Blick nach Westen auf die vorgelagerte Sandbank Banc d'Arguin, den dahinterliegenden Atlantik, die Halbinsel Cap Ferret und den zwischen Düne und der Spitze des Cap Ferrets liegenden 3,5 km breiten Eingang zur Bucht von Arcachon. Im Osten blickt man über das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas, das Landes de Gascogne heißt. An dieser Stelle bietet es sich an, die Aussicht im feinen Sand sitzend oder liegend zu genießen. Die meisten Touristen dürften ihren Besuch an dieser Stelle schon abschließen und die Düne gar nicht weiter erkunden. Immerhin hat man - so denken sicher die meisten - von hier aus ja schon alles gesehen! Irrtum!

 

3. Eigentlicher Start

 

Wer sich für den Besuch der Düne aber mindestens drei Stunden Zeit nimmt (oder eher mehr), legt hier erst richtig los. Es geht weiter auf dem Dünenkamm, parallel zum Strand, in Richtung Süden. Rechts der Blick aufs Meer, links auf den bis zum Horizont reichenden Kiefernwald. Wenn es kurz vorher geregnet hat und der Sand noch feucht ist, fällt das Gehen leichter. Bei sehr trockenem Sand sackt man etwas weiter ein, so dass das Vorwärtskommen relativ mühsam ist. Es braucht aber niemand Angst zu haben: ein Versinken in der Düne ist nicht möglich! Vor sich sieht man in einiger Entfernung den höchsten Punkt der Düne, der sich ca. 1,3 km südlich der Treppe befindet, über die der Aufstieg erfolgt ist.

 

4. Gipfel besteigen

 

Der Dünenkamm weist eine unterschiedliche Höhe auf, das heißt die Düne ist nicht auf ihrer gesamten Länge überall gleich hoch. Dies macht das Wandern noch viel interessanter, da es immer wieder leicht auf und ab geht. Da sich die Formen der Düne ständig verändern, trifft man unterwegs immer wieder auf "Mini-Dünen", so dass man teilweise das Gefühl hat, in der Wüste zu stehen. Nach einem kleinen "Tal" geht es dann hoch zum Gipfel. Es ist ein herrliches Gefühl, hier auf dem höchsten Punkt zu sitzen und den Ausblick in vollen Zügen zu genießen. Von hier aus kann man die Düne in ihrer ganzen Länge sehen. Erst dadurch wird einem bewusst, was für gewaltige Ausmaße sie hat. Im Sommer sieht man hier auch einige Gleitschirmflieger, für die dieser Punkt wegen der besonderen Windverhältnisse ebenfalls von besonderem Interesse zu sein scheint.

 

5. Weiter Richtung Süden

 

Nach einer mehr oder weniger langen Rast kann es weitergehen. Wer die große Tour machen möchte, geht weiter auf dem Dünenkamm Richtung Süden. Wer das Geschehen auf der Sandbank aufmerksam verfolgt, stellt vielleicht schon eine Veränderung zum Beginn der Wanderung fest. Bei Ebbe hat die Banc d'Arguin eine Größe von rund 8 km2 und weist vor dem Cap Ferret mehrere sichelförmige "Streifen" auf, die aus dem blauen Wasser auftauchen. Bei Sonnenschein nimmt das Meer an den flachen Stellen einen türkisfarbenen Schimmer an. Vom Dünenkamm aus können die Manöver der Gleitschirmflieger beobachtet werden, die sich überwiegend im südlichen Teil der Düne tummeln. Zwischen Düne und Sandbank sind viele Segelboote und Wassermotorräder (Jetboote) sowie die Boote der Austernzüchter unterwegs. Ein wunderbarer Anblick!

 

Wem es hier zu anstrengend wird, kann die Wanderung an dieser Stelle abkürzen und zum Meer hinuntergehen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die im unteren Bereich befindlichen Strandhaferfelder nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.   

 

6. Gleitschirme bestaunen

 

Wer im südlichen Teil der Dune du Pilat ankommt, kann hier - vielleicht im Schatten eines Baumes - die Flüge der Gleitschirmpiloten, die hier ihre "Basis" haben, aus nächster Nähe bestaunen. Auch hier wird der Fotoapparat zum Einsatz kommen, denn der Anblick der bunten Schirme vor dem hellen Sand, dem blauen Himmel und dem dunkelblauen Meer ist einfach faszinierend. 

 

7. Abstieg zum Strand

 

Anschließend geht es mit sanftem Gefälle gerade hinunter bis an den Strand. Die Düne wird hier im Süden durch Wald begrenzt, der den Sand befestigt. Während die Kiefern im oberen Teil der Düne noch kräftig grüne Nadeln haben, sind im unteren Teil abgestorbene Bäume zu sehen und zu bestaunen, die den Sandmassen nicht standgehalten haben.

Am Strand geht es nun wieder rechts zurück in nördliche Richtung. Interessant ist die Änderung der Perspektive. Vom Strand aus erscheint die Sandbank wie ein schmaler weißer Streifen und auch der Blick auf die imposante Düne wirkt zunächst ungewohnt, ist jedoch ebenso beeindruckend wie der Blick von oben.

 

Wer noch genug Kraft hat, kann aber vor der Rückkehr in Richtung Norden am Strand noch ca. 1600 m Richtung Süden gehen. Hier liegen drei Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, zwei davon halb im Wasser. Sie gehörten zum Atlantikwall, mit dem die deutsche Wehrmacht eine mögliche Landung der Alliierten verhindern wollte. Da die Düne aber unaufhörlich weiter ins Landesinnere wandert, sind die ehemals oben auf der Düne befindlichen schweren Betonbunker nach unten an den Strand gerutscht. An dieser Stelle befinden sich ca. 10-15 weitere Bunker unterhalb der Wasseroberfläche. Anschließend kehrt man um, um am Strand entlang wieder Richtung Norden zu gehen.

 

8. Strandspaziergang

 

Wer hier am Wasser auf dem festen, nassen Sand entlanggeht, freut sich darüber, dass das Vorwärtskommen bei Weitem nicht so anstrengend ist wie auf dem trockenen Sand auf der Düne. Auch von hier aus gibt es viele Möglichkeiten, interessante und gelungene Fotos zu machen, etwa vom Strand selbst oder die Düne hinauf. Erstaunlicherweise finden im Übergangsbereich zwischen Strand und Düne mehrere Pflanzen wie etwa Ginster, Weiden und Schilf ausreichend gute Lebensbedingungen. Sie können hier dank des vorhandenen Grundwassers überleben, das an mehreren Stellen aus dem Fuß der Düne hervortritt. Am Strand findet man außerdem auf den ersten Blick wie Felsen aussehende dunkelbraune bis schwarze Gebilde, die man jedoch einfach mit der Hand durchbrechen kann. Dabei handelt es sich sich um Ortstein, eine durch Witterungseinflüsse und Ablagerungen verfestigte Bodenschicht (frz. "alios").

 

9. Baden am "Nordstrand"

 

Im nördlichen Teil der Düne befindet sich ein in der Hauptsaison überwachter Strand ("Plage de la Corniche"). Wer sich hier vor dem erneuten Aufstieg etwas erfrischen möchte, kann hier baden. Wegen der Strömungen und des rasch tiefer werdenden Wassers sollte man sich hier allerdings nicht zu weit vorwagen. Am Strand lässt es sich übrigens auch länger aushalten...

 

10. Aufstieg vor dem Abstieg 

 

Von hier aus führt der Weg nun wieder hinauf zum Ausgangspunkt 1. Für den Aufstieg sollte man genug Zeit einplanen, denn trotz der relativ geringen Steigung (im Vergleich zur sehr steilen Ostflanke der Düne) ist das Gehen im Sand wieder mühsam. Außerdem dürften sich hier die inzwischen zurückgelegten Kilometer bemerkbar machen! Nachdem man wieder oben auf der Düne angekommen ist, sollte man sich noch einmal etwas Zeit nehmen und den herrlichen Rundumblick genießen. Die Form und Größe der Sandbank hat sich aufgrund der Gezeiten seit Beginn der Wanderung zwangsläufig verändert. Je nachdem ob gerade Ebbe oder Flut herrscht, ist nun mehr oder weniger von ihr zu sehen. Auch der Sonnenuntergang ist vom Kamm der Düne aus ein ganz besonderes Erlebnis!

Viel Spaß!

 

© Detlef Bogs/dunedupilat.com

 

Nicht vergessen:

 

- Rucksack mit Trinkwasser/Picknick

- Sonnenschutzcreme

- Sonnenbrille

- Hut/Schirmmütze

- Fotoapparat/Fernglas

- ggfs. Badesachen/Handtuch

 


Hinweis:

Auf der Düne befinden sich verständlicherweise keine Mülleimer! Die Abfälle müssen also alle wieder mitgenommen und in den Abfalleimern auf dem Parkplatz entsorgt werden. Auch schon bei leichtem Wind sollte darauf geachtet werden, dass keine Plastikfolien, Papier oder Servietten fortwehen können.